Das neue Schuljahr beginnt ohne sie. Mit ihrer Arbeitsweise schrieben sie
Schulgeschichte und prägten unzählige Schülerbiografien: Norbert Schroeter und
Gerd Walter waren bereits zum Halbjahresende gegangen, Friedhelm Baguette
und Gerda Schaper sind seit dem Ferienende im wohlverdienten Ruhestand. Dass
diese engagierten Pädagogen Ruhe brauchen, konnte man ihnen kaum anmerken.
Das war wohl auch der Grund, weshalb sie ihre Verabschiedung unter das fast trotzig
wirkende Motto „Wir können auch anders!“ gestellt hatten.
Anders waren sie schon bereits seit Beginn ihrer Dienstzeit. Sie waren Idealisten,
geprägt vom Zeitgeist der später 70er. Sie kämpften gegen Atomwaffen, für den
Umweltschutz und verstanden sich als Reformpädagogen. Die Bedeutung der Vier für
die Gustav-Heinemann-Schule lässt sich schwerlich in Worte fassen, daher bediente
sich Schulleiterin Christa van Berend der nautischen Metaphorik, um die besonderen
Leistungen zu würdigen.
„Vier leitende Offiziere gehen von Bord“, bestätigte sie voll des Lobes die Bedeutung
des Arbeitseinsatzes der Pensionäre in spé. Die anti-hierarchisch denkenden Kollegen
hatten auf ihre Weise die Gustav-Heinemann-Schule innerhalb von 30 Jahren auf Kurs
gebracht und die damals noch junge Gesamtschule mittels moderner pädagogischer
Konzepte und einer eigenen politischen Leitkultur von der „kleinen Jolle zu dem
stolzen Ausbildungsschiff“, das wir heute kennen, werden lassen.
Zur feierlichen Verabschiedung in den Ruhestand widmete die Schulleiterin jedem
eine persönliche Ansprache, gespickt mit gemeinsamen Erinnerungen und kleinen
Anekdoten. „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen“,
umschrieb Christa van Berend die stete Progression im Schulalltag. Aber die
Ruheständler hätten nicht nur die Segel gesetzt, sondern das Schiff im Sinne der
jungen Passagiere luxuriös ausgebaut, ergänzte sie.
Ein rührender Höhepunkt des festlichen Rahmenprogramms war der Auftritt der
kleinen Lea Lamberti, die mit klarer Stimme, am Klavier begleitet von Sarina Schuchardt,
den Zauber des Augenblicks intonierte: „Irgendwo in mir bin ich Kind geblieben“.
Zuvor hatte der Lehrerchor sich mit Songs von den Byrds sowie Simon & Garfunkel
musikalisch in das Herz der Verabschiedeten gesungen. Bis auf Gerd Walter, der als
Naturwissenschaftler eher sachlich das Festgeschehen verfolgte, präsentierten die
Kollegen auch ihre eigene Sangeskunst, die sie privat in Chören und Konzerten
erprobt hatten.
Gerd Walter, Norbert Schroeter und Friedhelm Baguette, sie alle waren Klassenlehrer
aus Überzeugung. Nebenbei verfolgten sie politische Interessen und beides führte
zu Beginn der 80er Jahre zu Protestaktionen, die in Mülheim unvergessen bleiben.
Sie legten sich auf die Nordstraße, sorgten dafür, dass das Schulgelände zur
‚atomwaffenfreien Zone‘ erklärt wurde. Sie wollten Frieden stiften, Verständigung
schaffen und Konflikte lösen. Dabei wurden sie von der Sozialpädagogin Gerda Schaper kongenial unterstützt. Sie war es, die den Freizeitbereich für unsere Schüler/-innen
entwickelte, Eltern in die Konzepte miteinband und immer eine Idee hatte, wenn eine
schulische Laufbahn zu scheitern drohte.
Ob als Europa-Koordinator (Friedhelm Baguette) oder im alltäglichen Bereich (Gerda
Schaper) waren die pensionierten Kollegen bestrebt, innovative und demokratische
Überzeugungen zu realisieren. Sie gestalteten das Schulprofil der Gustav-Heinemann-
Schule mit Herzblut. Friedhelm Baguette wurde trotz (oder gerade wegen) seines
Nachnamens zur Symbolfigur der Englisch-Fachkonferenz. Aber auch in seinem zweiten
Fach, der Gesellschaftslehre, setzte er anglophile Akzente und knüpfte europaweite
Kontakte, die schließlich dazu führten, dass die GHS zur Europa-Schule wurde und
zahlreichen Preise bei Comenius-Projekten gewann. Darüber hinaus hinterlässt der
Shakespeare-Verehrer einen mit an Pedanterie grenzender Akkuratesse gepflegten
Bücher- und Kartenbestand.
Mit einem nicht enden wollenden Geschenkesegen endete die Festivität, die wie
gewohnt im selbstgestalteten Buffet ihr kulinarisches Finale fand. Einige Kollegen,
die jeweiligen Fachkonferenzen, Schulpflegschaft, Schülervertretung, einzelne Klassen
und sogar ehemalige Schüler/-innen bedankten sich für die vielen Hilfestellungen und
gemeinsamen Erfolge. Für Gerda gab es eine besondere Überraschung, für sie ließ die
Schülervertretung rote Rosen regnen…
Text: Petra Unland
Bilder: Barbara Springer
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Am Freitag, 29. Januar 2021, ist Zeugnisausgabe auf dem Schulgelände!
Eure KlassenlehrerInnen geben Euch Bescheid, wann und wo Ihr Eure Zeugnisse persönlich abholen könnt. Achtet auf dem Schulhof trotzdem auf Abstand und tragt eine Maske.
Es findet kein Distanzunterricht und keine Notbetreuung statt!
Wir freuen uns, Euch endlich persönlich wiederzusehen.